Steckbrief Chili – anbauen und überwintern

Botanisch heißen sie alle Capsicum und stammen aus Mittel- und Südamerika. Chilipflanzen bieten das Schärfste, was der Gemüsegarten hergibt. Doch daneben gibt es auch sehr milde Sorten, wie den Gemüsepaprika.

Die Sortenvielfalt von Chili und Paprika ist immens. Wer sie selbst heranzieht, benötigt etwas Geduld. So gelingt die Anzucht.

In der Regel brauchen Chilis vier bis sechs Monate von der Aussaat bis zur ersten Ernte. Wann man jedoch am besten mit der Anzucht beginnt, darüber streiten sich die (Gärtner-)Geister. Die einen sind überzeugt davon, dass es nur klappen kann, wenn man bereits im Dezember damit anfängt. Andere schwören auf den Januar als idealen Zeitpunkt der Aussaat und einige Gärtner beginnen sogar erst im Februar damit. Doch was ist eigentlich richtig? 

Kurz und knapp: Der ideale Aussaat-Zeitpunkt hängt von der Unterart der Chili oder Paprika ab.

 

Steckbrief Chilli

  • Botanische Bezeichnung: Capsicum (in mehreren Arten und vielen Sorten)
  • Pflanzenfamilie: Solanaceae
  • Weitere Bezeichnungen: Chili, Spanischer Pfeffer, Peperoni, Peperoncini
  • Standort: sonnig, warm, geschützt
  • Boden: tiefgründig, humos
  • Wasserbedarf: gleichmäßig feucht halten
  • Wuchs: 50–150 cm hoch, in warmen Regionen im Freiland auch 4–5 m hoch
  • Aussaat: ab Ende Januar/Anfang Februar Vorkultur im Haus
  • Pflanzzeit: frühestens Mitte Mai nach den Eisheiligen ins Freiland, besser in Topfkultur halten
  • Erntezeit: August bis September/Oktober
  • Winterhärte: nein
  • Befruchtung: selbstfruchtbar
  • Essbare Pflanzenteile: Früchte
  • Lagerfähigkeit: je nach Sorte wenige Tage bis mehrere Wochen
  • Gute Nachbarn: Radieschen, Petersilie, Rukola, Basilikum, Salate
  • Schlechte Nachbarn: Fenchel, Rote Bete, Bohnen, Erbsen
  • Inhaltsstoffe: Capsaicin (ein Alkaloid), viel Vitamin C, Carotinoide
  • Gesundheitliche Wirkung: regt die Hitzerezeptoren an, kreislauf- und immunanregend, entzündungshemmend

 

Chili- / Paprika-Arten und ihre Aussaatzeit

Capsicum chinense:

 

Zu dieser Art zählen die schärfsten Sorten wie beispielsweise Habanero oder die berühmte Aji Charapita. Diese Chili-Pflanzen wachsen sehr langsam.

 

Deshalb sollten diese sehr früh ausgesät werden, am besten im Januar.

 

Capsicum pubescens:

 

Diese Chilipflanzen sind mit einem weichen Flaum aus dünnen Härchen bedeckt und haben schwarze Samen. Hierzu gehört unter anderen die Baumchili Rocoto.

 

Genauso wie die Capsicum chinense sollte auch diese Art am besten im Januar ausgesät werden.

 

Capsicum frutescens:

 

Diese Art kann zwei Meter hoch werden und sind sehr ertragreich. Die Sorten sind alle sehr scharf. Der bekannteste Vertreter dieser Art ist Tabasco.

Der Aussaat-Termin liegt zwischen Januar und Anfang Februar. 

Capsicum annuum:

 

Diese Art ist besonders bekannt für die süß-milde Gemüsepaprikasorten wie Block- oder Spitzpaprika. Aber auch Jalapeno und einige weitere Chilisorten gehören zu dieser Art. 

 

Bei der Capsicum annuum reicht eine Aussaat im Februar.

 

Capsicum baccatum:

 

Die Sorten dieser Art sind durch ihr besonders fruchtiges Aroma bekannt. Die bekannteren Sorten sind die beliebte Lemon Drop sowie die Aji Mango.

 

Auch bei dieser Art reicht eine Aussaat im Februar. 

 

Chili und Paprika selber anziehen: ein paar Tipps für den Erfolg

  • Ein Samenbad vor der Aussaat stärkt die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten.
  • Für die Anzucht ist spezielle Aussaaterde empfehlenswert.
  • Halten Sie die Aussaatschalen warm und feucht und stellen Sie sie an den sonnigsten Ort, den Sie im Haus vorfinden.
  • Zur Unterstützung dienen auch Pflanzenlampen.
  • Bei einer Keimtemperatur von etwa 25 °C bis 30 °C keimen die Samen recht gut.
  • Wenn die Pflanzen das zweite Blattpaar gebildet haben, sollten sie pikiert werden.
  • Rechtzeitiges Pikieren sichert den heranwachsenden Pflanzen das nötige Platz- und Lichtangebot.
  • Setzen Sie Ihre Pflanzen in nahrhafte humose Erde und düngen Sie reichlich, vor allem dann, wenn die Pflanzen nicht mehr recht vorankommen.
  • Mit etwas Urgesteinsmehl heben Sie den pH-Wert der Erde günstig an.
  • Stellen Sie die Setzlinge so hell wie möglich.
  • Zum Gießen ist zimmerwarmes Regenwasser ideal.
  • Den Topfballen immer wieder abtrocknen lassen.
  • Sobald es geht – das heißt wenn es garantiert nicht mehr friert und tagsüber schon recht warm ist – stellt man die Pflanzen in den Frühbeetkasten oder ins Kleingewächshaus. Ansonsten dürfen die Pflanzen erst ab Mitte bis Ende Mai ins Freie, wo man sie langsam an die Sonnenstrahlen gewöhnt.
  • Der Vorteil bei ausgesäten Pflanzen liegt darin, dass diese weitgehend virusfrei sind. Das ist bei gekauften Exemplaren nicht immer der Fall!

 

Chili oder Paprika?

Die Übergänge sind fließend und so vielfältig wie Formen, Farben und Schärfegrade der Früchte. Es gibt 25 verschiedene Arten und rund 2000 Sorten, die im Wesentlichen auf fünf Stammeltern zurückgehen, die teils einjährig, teils mehrjährig wachsen:

  • Spanischer Pfeffer (C. annuum)
  • Chinesische Chili (C. chinense)
  • Strauchiger Chili (C. frutescens)
  • Beerenartige Chili (C. baccatum)
  • Baum-Chili (C. pubenscens)

Durch vielfaches Hin- und Herkreuzen sind die Sorten oft gar nicht mehr eindeutig einer Art zuzuordnen, mitunter sind auch mehrere Namen für eine Sorte im Umlauf. Daher spricht man nur von Sorten oder sogar nur von Sortentypen (die Früchte von ähnlichem Aussehen und Geschmack hervorbringen). 

Gemüse oder Gewürz

Hilfreicher ist die Einteilung nach Nutzung. So ist Gemüsepaprika stets dickwandig, fleischig und schmeckt mild, z.B. Blockpaprika. Peperoni bilden in der Regel lange, schmale Früchte, die scharf oder mild sein können. Unter Chili fasst man kleine Formen zusammen, die meist scharf bis sehr scharf schmecken und oft getrocknet als Gewürz verwendet werden.

Ins Freiland pflanzen

Frühestens nach den Eisheiligen dürfen Chilipflanzen ins Freilandbeet, in kühlen Regionen wartet man länger. Auch besonders wärmebedürftige, z.B. ‘Habanero’, pflanzt man besser erst im Juni nach draußen. Bei kühlen Temperaturen (unter 10 °C) stellen Chilipflanzen ihr Wachstum ein, bei 5 °C sterben manche bereits ab. 

Setzen Sie die Pflanzen an einen warmen, geschützten Ort, der mindestens sechs Stunden Sonne abbekommt. Nicht alle Sorten reifen in unseren Sommern aus. Robuste Freilandsorten sind z.B.: ‘Sigarette’ oder ‘Rocoto’-Typen.

 

Chilipflanzen im Topf

Für die wärmebedürftigen Chilipflanzen ist die Topfkultur oft vorteilhafter als das Beet. Die geringe Erdmenge im Topf erwärmt sich schneller, die Pflanzen setzen früher und reichlicher Früchte an und reifen auch schneller. Bei Kälteeinbrüchen stellt man sie einfach ins Haus. 

Verwenden Sie für kleinwüchsige Sorten 4–5-l-Töpfe, die meisten fühlen sich in 10-l-Gefäßen wohl, starkwüchsige brauchen 20–30-l-Kübel. Alle müssen Wasserabzugslöcher aufweisen. Auf eine 1–2 cm hohe Drainageschicht aus Kies oder Grobsand füllen Sie gute Tomaten-, Gemüse- oder Blumenerde und mischen etwas organischen Langzeitdünger darunter. Im Juni noch einmal nachdüngen.

 

Tipp:

Knipst man die erste Blüte ab, regt das die weitere Blütenbildung an. Wer Schärfe liebt, stellt Chilis während der Fruchtreife etwas trockener, dann werden sie feuriger.

Wann sind Chili reif?

Je nach Sorte, Standort und Witterungsverlauf können erste Früchte ab August (im Gewächshaus ab Juli) erntereif sein, nachfolgernd liefern die Pflanzen bis zum Frosteinbruch Chilis nach. Reif sind die einzelnen Früchte, wenn sie von Grün zur sortentypischen Farbe – Gelb, Rot oder Violett – umgeschlagen haben. Grün sind sie unreif aber essbar. Z.B. ‘Jalapenos’ kommen so auf den Teller. Doch in der Regel nehmen mit zunehmender Reife Aroma, Schärfe, Inhaltsstoffe und damit der Geschmack zu.

Chili überwintern

Es gibt einjährige und mehrjährige Chilisorten. Auch einjährige kann man ein oder zweimal überwintern, doch der Ertrag lässt mit den Jahren nach. Am besten hält man die Pflanzen ganzjährig im Topf und holt sie ins Haus, wenn die Nachttemperaturen unter 10 °C fallen. In einem 12–15 °C kühlen Raum stellt man sie an ein helles Fenster oder in den Wintergarten. Nur minimal gießen. Ab Mitte Februar holt man sie wieder ins Warme. Sobald die ersten Triebe sprießen, topft man in frische Erde um. Relativ gut überwintern z.B. ‘Rocoto’-Typen, ‘Aji’ und ‘Cayenne’.

Sorten – scharf, schärfer, am schärfsten

Der Stoff aus dem die Schärfe ist, heißt Capsaicin und leitet sich vom botanischen Namen Capsicum der Chilipflanzen ab. Die Substanz ist ein Alkaloid und dem Coffein sehr ähnlich, sie schmeckt nach nichts, brennt aber im Mund. Am schärfsten sind die hellen Scheidewände im Inneren sowie die Samen. Der Schärfegrad hängt von der Sorte ab und variiert von Pflanze zu Pflanze und fällt sogar bei den Früchten eines Exemplars unterschiedlich aus. 

Zur Orientierung helfen Angaben zu Schärfegraden von 1 (Gemüsepaprika) bis 10+++ (‘Carolina Reaper’). Gebräuchlich ist auch die Scoville-Skala. Ihre Zahlen  stehen für Verdünnungsschritte, nach denen Testpersonen die Schärfe immer noch wahrnehmen. Danach haben folgende Sorten z.B.

  • Gemüsepaprika: 0 
  • ‘Jalapeno’: 2500–8000
  • ‘Tabasco’ und ‘Cayenne’: 30 000–50 000
  • ‘Habanero’ und ‘Skotch Bonnet’: 100 000–500 000
  • ‘Carolina Reaper’: 1 400 000–2 200 000

 

Tipp:

Hat man sich mit Chili den Mund verbrannt, „löscht“ man am besten mit Brot, Kartoffeln oder Sahne. Wasser trinken hilft nicht!

 

Chili verarbeiten

Wohin mit der großen Chiliernte? Dünnwandige Sorten eignen sich prima zum Trocknen. Die Früchte auffädeln und an einem luftigen, halbschattigen Ort aufhängen. Nach drei bis vier Wochen kann man sie mit den Fingern zerbröseln (Handschuhe tragen!) und im Mörser mahlen. Dickwandigere Sorten klein schneiden und einfrieren. So kann man sie portionsweise zum Kochen verwenden, z.B. für eine Chilisauce.

Rezept: Scharfe Chilisauce selber machen

Ab August sind die ersten Chilis erntereif. Wie wäre es mit einer feurig scharfen Chilisauce zum selber machen? Wir empfehlen unsere scharfe Soße.

Zutaten für 6 Portionen

600 g Fleischtomaten

2 frische Chilischoten

1 Zwiebel

1 Knoblauchzehe

2 EL Öl

1/2 Bund frisches Koriandergrün oder 1/2 Bund frische Petersili

 

Zubereitung:

  • Tomaten überbrühen, häuten, die Kerne herauslöffeln und das Fleisch würfeln.
  • Chilis aufschneiden, Kerne herauskratzen und das Fleisch fein hacken!
  • Zwiebel schälen und fein hacken.
  • Das Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebelstücke darin andünsten.
  • Knoblauchzehe schälen und fein hacken und dann zu den Zwiebeln geben.
  • Tomaten und Chili dazumischen und zugedeckt bei schwacher Hitze etwa 15 Minuten köcheln lassen.
  • Sauce vor dem Servieren abkühlen lassen.
  • Die gehackten Koriander- oder Petersilienblättchen zur Sauce geben.

 

Wie wird Chilisauce verwendet?

  • Sie schmeckt besonders gut zu Gemüse vom Grill.
  • Knusprige Nachos in den scharfen Dip getunkt, sind ein Knüller.
  • Mit Nudeln serviert wird daraus Pasta all' Arrabbiata.
  • Perfekt zu asiatischen Gerichten. 

 

Wie scharf sind Chili-Schoten?

Die Schärfe der Sauce hängt von der Chilisorte und der verwendeten Menge ab  – die Palette reicht von gaumenkitzel-scharf bis feueralarm-scharf. Wer es feurig liebt, verwendet die sehr scharfen Chilis Habanero oder Tabasco oder verarbeitet drei bis vier Schoten.

Vorsicht scharf – nicht in die Augen!

Nach dem Verarbeiten der Chilis die Hände sehr gründlich waschen und mehrere Stunden lang nicht in die Nähe der Augen bringen. (Es brennt wie Feuer!) Am besten mit Gummihandschuhen arbeiten!

Scharfes Sößchen auf die Schnelle

Statt frischer Früchte lassen sich auch Dosentomaten und eingelegte Chilis (im Verhältnis 1:1) zu einer scharfen Sauce verarbeiten.

Die Chilis entkernen (die Samen sind sehr scharf). Wer sich das zeitaufwändige Häuten der Tomaten ersparen will, schneidet sie mit Haut und Kernen in grobe Stücke. Tomaten und Chilis mit den übrigen Gewürzen (siehe Rezept) aufkochen, anschließend pürieren, um die Tomatenkerne zu zerkleinern. Zum Schluß das frische Grün unterheben.